Krebstherapie: Nur individualisierte Ernährungstherapie hilft, Mangelernährung zu verhindern.

Krebstherapie: Nur individualisierte Ernährungstherapie hilft, Mangelernährung zu verhindern.

VDOE unterstützt die gemeinsame Stellungnahme zur sogenannten „keimarmen Ernährung“

 

Berlin, 16. März 2022

Eine keimarme Ernährung in der Behandlung von Krebspatient*innen ist aus Sicht der Wissenschaft mit erheblichen Risiken verbunden und sollte nicht länger praktiziert werden. Diese dringende Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft, des Arbeitskreises Ernährung in der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin,  des Verbandes der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V. (VDD) und des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. (VDOE) weist auf eine wesentliche Fehlversorgung bei Patient*innen mit Krebs hin.  Stattdessen fordern die Unterzeichner*innen eine individualisierte Ernährungstherapie, um Mangelernährung zu verhindern.

 

Lange galt es als Standard, bei onkologischen Patient*innen mit intensiver Chemotherapie und/oder Stammzelltherapie auf eine sogenannte „keimarme Ernährung“ zu achten. Bei dieser ist die Auswahl der Nahrungsmittel stark beschränkt und beispielsweise frisches Obst und Gemüse sowie nicht erhitzte Lebensmittel und Gewürze sind tabu. In einer aktuellen evidenzbasierten Stellungnahme weisen die Organisationen jetzt auf die wissenschaftlichen Fakten hin: Die bisher durchgeführte keimarme Ernährung (KE) ist mit deutlich mehr Risiken als Vorteile für die Patient*innen verbunden. Zu den Kooperationspartnern und Unterzeichnern der Stellungnahme gehört auch der VDOE. „Patient*innen leiden aufgrund von Antitumortherapien teilweise unter sehr vielen Nebenwirkungen im gesamten Verdauungstrakt, die die Nahrungsaufnahme massiv erschweren. Eine Einschränkung über eine sogenannte keimarme Ernährung kann die Mangelernährung gerade bei Appetitlosigkeit noch verstärken. Sinnvoll ist dagegen die penible Beachtung der Küchenhygiene“, so Dr. Melanie Ferschke, Leiterin des VDOE-Arbeitskreises Onkologie.

 

Die Evidenzlage gibt demnach keine Anhaltspunkte dafür, dass die Infektionshäufigkeit durch die KE geringer ausfällt als durch eine normale Ernährung. Im Gegenteil zeigen verschiedene Metaanalysen sogar eine erhöhte Infektionsanfälligkeit bei Einhalten einer KE. Problematisch ist vor allem das hohe Risiko einer Mangelernährung bei dieser Ernährungsform. Das Robert-Koch-Institut rät seit 2021 von der keimarmen Ernährung für immunsupprimierte Patient*innen explizit ab, weist aber auf die Einhaltung von Küchenhygiene im Umgang und der Verarbeitung von Lebensmitteln hin und gibt orientierende Hinweise zur Vermeidung von Nahrungsmittel-assoziierten Erkrankungen (z.B. nur durchgegartes Fleisch, mind. pasteurisierte Milchprodukte).

 

Die unterzeichnenden Fachgesellschaften und Arbeitsgruppen fordern in ihrer Stellungnahme deshalb, Patient*innen unter und nach intensiven Chemotherapien umfassend ernährungsmedizinisch zu beraten. Jeder Gewichtsabnahme müsse durch geeignete ernährungsmedizinische Maßnahmen begegnet werden. Dabei stehe die qualifizierte Ernährungsberatung mit der Schulung der Patient*innen bezüglich Einhaltung von Küchenhygiene an erster Stelle.

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