Prof. Dr. Ulrike Johannsen ist seit 2017 Professorin für Ernährung, Gesundheit und Konsum an der Europa-Universität Flensburg. Sie verbindet Ernährungsbildung, Gesundheit und Nachhaltigkeit mit Fokus auf soziale Gerechtigkeit und praxisnahe Lösungen.
Mit welchen drei Worten würden Sie sich beschreiben?
Neugierig – verbindend – beherzt.
Wie gestaltet sich Ihr beruflicher Werdegang? Welches waren und sind wichtige Stationen in Ihrem Leben?
Mein beruflicher Weg nahm seinen Ausgang in der Oecotrophologie und führte mich früh in interdisziplinäre Zusammenhänge. Ergänzend qualifizierte ich mich zur Sporttherapeutin, eine Kombination, die Ernährung, Bewegung und Gesundheit miteinander verknüpft. In Forschung, Lehre und Praxis habe ich mich mit zukunftsfähigen Ernährungsweisen, gesundheitsorientierter Lebensgestaltung, Stärkung von Alltagskompetenzen und der Entwicklung tragfähiger Organisationsstrukturen befasst.
Als Projektleiterin navigiere ich komplexe, transdisziplinäre Vorhaben mit vielen unterschiedlichen Akteur*innen innerhalb dynamischer Rahmenbedingungen. Entscheidend ist für mich dabei, auch in anspruchsvollen Phasen den Überblick zu wahren und gezielt Teams, insbesondere von Frauen, zu fördern, die Führungsverantwortung übernehmen wollen.
Wussten Sie schon immer, dass Sie das machen wollten, was sie heute machen?
Nein, nicht wirklich, aber rückblickend war es eine folgerichtige Entwicklung.
Mich hat immer interessiert, wie Menschen Entscheidungen zu Gesundheit und Ernährung treffen, und wie sich Rahmenbedingungen so gestalten lassen, dass gute Entscheidungen leichter möglich sind.
Dass daraus eine Mischung aus Wissenschaft, Lehre, Projektleitung und strategischer Arbeit geworden ist, hat viel mit Offenheit für neue Herausforderungen zu tun und mit der Bereitschaft, den eigenen Kurs auch dann zu halten, wenn sich die Bedingungen ändern.
Was mögen/schätzen Sie in Ihrem Beruf am meisten?
Die Vielfalt und die Möglichkeit, Brücken zu schlagen zwischen Disziplinen, Institutionen und vor allem zwischen Menschen. Dass sich Wissen nicht nur in Konzepten niederschlägt, sondern in Ideen und Projekten, die im Alltag Wirkung entfalten. Und dass die Themen Ernährung, Gesundheit und Nachhaltigkeit dynamisch sind, mal Rückenwind, mal Gegenwind, so dass immer neue Lösungen gefragt sind.
Was würden Sie Studierenden Ihres Fachbereiches gerne als Tipp mit auf den Weg geben?
Denken Sie interdisziplinär und ruhig weiter als der sichtbare Horizont. Ihr Fach ist ein Werkzeugkasten, kein abgeschlossener Raum.
Suchen Sie bewusst den Austausch mit Menschen, die andere Perspektiven einbringen. Bleiben Sie offen für neue Themen, hören Sie aufmerksam zu und berücksichtigen Sie die Perspektiven der Beteiligten. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn nicht alles auf Anhieb gelingt. Gerade herausfordernde Phasen schärfen den Blick und festigen die Haltung.
Und behalten Sie den Blick für das echte Leben. Theorie ist wertvoll, doch ihre Bewährungsprobe besteht im Alltag, in unterschiedlichen Lebensrealitäten, bei den Menschen vor Ort, für die wir uns einsetzen.