Eins, zwei, drei oder auch vier Bücher machen dich nicht berühmt

Eins, zwei, drei oder auch vier Bücher machen dich nicht berühmt

1999 erschien das erste Buch von mir unter dem Pseudonym Anne Iburg. Der Autorenname existiert bis heute, doch einige Verlage, für die ich gearbeitet habe, nicht mehr. Vor dem ersten eigenen Buch war ich Redakteurin im zweitgrößten Ratgeberverlag, der Anfang des 20. Jahrhunderts von Bertelsmann gekauft und einige Jahr später eingestellt wurde. 

Warum ein Pseudonym?

Der Verleger meines ersten Buches sah in meinem Vornamen ein Problem. Den Namen Marlein könnte man für einen Rechtschreibfehler halten, daher wurde mir Marlies vorgeschlagen. Damit konnte ich mich so gar nicht anfreunden und habe als Gegenvorschlag den Namen meiner Oma leicht verändert gewählt: Anne Iburg. Bis heute habe ich alle Bücher unter diesem Pseudonym veröffentlicht. So wie der Taler zwei Seiten hat, so hat auch ein Pseudonym Vor- und Nachteile. Persönlich würde ich es nicht aktiv wählen, damals sah ich keine Möglichkeit des Vetos. 

Ein Thema zwischen zwei Pappdeckeln  

Das Verlagsleben war und ist noch heute kunterbunt und fasziniert viele Menschen. Ob Verleger*in, Redaktion oder auch Herstellung, alle sind neugierig, kreativ und auf der Suche nach neuen erfolgversprechenden Themen, aus denen man Bücher machen kann. Autor*innen bilden den Grundstock eines jeden Verlages. Sie liefern ein Manuskript ab, auf das die Buchproduktion aufgebaut wird.  

Insiderwissen: Autorenklassifizierung  

Es gibt drei Typen von Autor*innen. Jeder Verlag hat dafür interne Bezeichnungen. Ich nenne es mal neutral A-, B- und C-Autor*innen. Um A-Autor*innen reißen sich die Verlage. Er/sie muss einen Vertrag unterschreiben und ein Manuskript liefern und wird hofiert. Unter uns: A-Autor*innen lesen diesen Artikel eher nicht. Es sind Menschen mit einer sehr hohen Medienpräsenz. Der/die B- und C-Autor*in, der/die nicht nur ein einziges Buch schreiben will, gibt immer sein Manuskript pünktlich ab, ansonsten beendet er/sie vermutlich seine/ihre Karriere bei diesem Verlag. B-Autor*innen unterscheiden sich im Bekanntheitsgrad aus Sicht des Verlages von C-Autor*innen. Damit meine ich, dass sie z. B. regelmäßig in Fernsehsendungen auftreten oder in einem anderen Markt, wie z. B. auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel bekannt sind. Selbst ordne ich mich immer noch realistisch als C-Autorin ein. Ich habe aufgehört zu zählen, doch habe ich im Laufe von 25 Jahren bestimmt 50 Kochbücher bzw. Ratgeber geschrieben. Zu Beginn meiner Karriere erschienen 3 bis 4 Bücher im Jahr, heute gebe ich nur noch ein Manuskript im Jahr ab. 

Was macht einen guten Autor/eine gute Autorin aus? 

Vielleicht möchtest du auch ein Buch schreiben und fragst dich nach den Eigenschaften einer guten Autorin/eines guten Autors? Jeder Verlag tickt anders, daher kann ich nur von mir ausgehen. Das waren vor mehr als 25 Jahren als Redakteurin meine Kriterien für eine gute C-Autorin: Zuverlässigkeit ist extrem wichtig und keine Selbstverständlichkeit: zum vertraglich ausgemachten Termin sollte ein vollständiges Manuskript abgegeben werden. Verlage greifen daher gerne auf erfahrene Autor*innen zurück. Mit dem Setzen deiner Unterschrift unter dem Vertrag plant der Verlag die Entstehung des Buches. Als C-Autor*in schreibst du in der Regel ein Buch in einer Buchreihe. Je nach Verlag ist das Layout mehr oder weniger genau festgelegt: Gliederung, Textmenge, Anzahl der Rezepte, Anzahl von Grafiken und Bildern. Letzteres lieferst du in der Regel nicht und Grafiken nur als Vorlagen. Immer seltener werden Fotos neu fotografiert. Es werden Bilddatenbanken verwendet, so kann es auch zu deinem Job gehören, die Fotos zu deinen Rezepten aus einer Datenbank auszuwählen. Es kann aber auch sein, dass der Verlag mit dem Autorenvertrag dich zum Fotoshooting deiner Rezepte verpflichtet. Das ist eher selten. Noch seltener, aber möglich: Du kannst dich zusammen mit einem/einer Fotograf*in für ein Kochbuch bewerben. 

Wie wird aus deinem Manuskript ein Buch? 

Dein Manuskript geht ins Lektorat und danach in die Herstellung. Im Lektorat wird es fachlich sowie auch sprachlich geprüft und verbessert. Danach erhältst du es zum Gegenlesen. Ist dies erledigt, nimmt sich die Herstellung dem redigierten und vom/von der Autor*in akzeptierten Manuskript an. Aus Text, Bildern und Grafiken entsteht der Umbruch. Dein Manuskript bekommt die Gestalt des Buches. Ein zweites und manchmal drittes Mal erhält der/die Autor*in das Produkt zum Gegenlesen und Verbessern. Zwischendurch wird dem/der Autor*in auch der Umschlag zugeschickt, der von dir für den Druck des Buches freigegeben werden muss. Wenn das Buch veröffentlicht ist und du es in deinen Händen hältst, beantwortest du Leser-E-Mails und stehst für Presseanfragen zur Verfügung. Wenn du Glück hast, darfst du auf Buchreise gehen. Doch in der Regel ist diese Möglichkeit nur den A-Autor*innen vorbehalten. 

Zuerst ein Konzept – was du einreichst – und dann das Buch 

Selten bis nie funktioniert es mit einer E-Mail ohne Konzept. Aber auch ein fertiges Manuskript einzureichen ist unüblich im Ratgeberbereich. Du hast eine Idee, dann mache eine Konkurrenzanalyse, recherchiere bei Thalia, Amazon und Co., was es für Bücher zu deinem Thema gibt. Gehe in eine große Buchhandlung. Nimm die Bücher zu den Verlagen, wo du dich bewerben willst, in die Hand. Dein Konzept hat eine Gliederung, einen Mustertext (Fließtext und Rezept) eine Vita von dir, eine Konkurrenzanalyse und einen USP. Dein Alleinstellungsmerkmal: Warum bist du der/die Autor*in für das Thema bei diesem Verlag? Das ist Arbeit – aber du willst ja ein Buch schreiben – das wollen vermutlich immer noch viele.  

Ein Buch zu schreiben ist ein Business 

Die Hürden des Buchschreibens sind völlig falsche Vorstellungen vom Business. Ich denke, ich sollte dich wissen lassen von einem Gespräch mit einem Insider. Als Autor*in wird dir das nicht von deinem Verlag gesagt. Der Buchmarkt schrumpft allgemein, der Ratgebermarkt sinkt jedes Jahr um drei Prozent, der Bereich „Essen und Trinken“ um vier Prozent. 2024 wurden etwa sechs Millionen Bücher im Warensegment „Essen und Trinken“ verkauft. Vor 10 Jahren waren es mehr als 14 Millionen Bücher. Im Jahr 2024 gab es insgesamt noch 2.300 Neuerscheinungen allein in diesem Verlagssegment. 

19,99 Euro Buchpreis und was bleibt bei dir? 

Vom Ladenverkaufspreis geht die Mehrwertsteuer ab, die beim Finanzamt landet – bei Büchern reduziert, sieben Prozent. Übrig bleibt der Netto-Ladenpreis. Davon erhält der Handel mindestens 40 Prozent, teilweise bis zu 50 Prozent Rabatt. Was dann übrig bleibt, ist der Verlags-Netto-Umsatz. Davon bezahlt der Verlag den Vertrieb, z. B. Vertreterprovisionen, die Logistik (Lagerung, Transport, Versand), die Produktion (Druck und Bindung, Layout und Satz, Lektorat, Korrektorat, Bebilderung etc.) sowie natürlich noch die Personalkosten.  

 

Beim Autorenhonorar wird entweder auf Basis des Netto-Ladenpreises gerechnet (Verkaufspreis minus Mehrwertsteuer) oder vom Netto-Umsatz (Verkaufspreis minus Mehrwertsteuer minus Handelsrabatt). Entsprechend unterscheiden sich mögliche Autorenhonorare deutlich. Vier bis fünf Prozent vom Netto-Ladenpreis sind in den meisten Fällen üblich – insbesondere, wenn wie bei Kochbüchern oder Gesundheitsratgebern noch eine Bebilderung vom Verlag finanziert werden muss. Wird im Verlagsvertrag vom Netto-Umsatz ausgerechnet, liegen die Autorenhonorare entsprechend höher, also zwischen acht und zwölf Prozent. Aber die Basis ist eine andere. Außerdem kann man mit den Verlagen über Vorschüsse/Garantiehonorare und Staffelhonorare verhandeln. Vorsicht bei Druckkostenzuschüssen, die der Verlag von Autor*innen verlangt. Dieses Modell ist für Autor*innen nie lukrativ. An einem Beispiel klargemacht: ein Buch zum Preis 19,99 Euro führt in der Regel zu einen Anteil von etwa 99 Cent für den/die Autor*in.  

Was sagt ChatGPT über mich? 

Marlein Stasche ist eine renommierte Diplom-Ökotrophologin, zertifizierte Ernährungsberaterin und Ernährungstherapeutin mit eigener Praxis in Kaiserslautern. Unter dem Pseudonym Anne Iburg hat sie seit 1999 über 30 Fach- und Ratgeberbücher zu Ernährungsthemen veröffentlicht. Ihre Werke decken ein breites Spektrum ab, darunter Ernährung bei Reizdarm, Lebererkrankungen, Schwangerschaft, Stillzeit und Gewichtsreduktion. Viele ihrer Bücher sind bei namhaften Verlagen wie TRIAS, Humboldt und Frech erschienen. 

https://www.boersenverein.de 

Hier kannst du nachlesen, wie es um den deutschen Buchmarkt steht.

Was sind eure Erfahrungen mit dem Bücher schreiben? Schreibt uns gerne in den Kommentaren. 

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Verfasser*in: Marlein Stasche

Marlein Stasche ist Diplom-Ökotrophologin, zertifizierte Ernährungsberaterin und Ernährungstherapeutin mit eigener Praxis in Kaiserslautern. Unter dem Pseudonym Anne Iburg hat sie seit 1999 verschiedene Fach- und Ratgeberbücher zu Ernährungsthemen veröffentlicht. Ihre Werke decken ein breites Spektrum ab, darunter Ernährung bei Reizdarm, Lebererkrankungen, Schwangerschaft, Stillzeit und Gewichtsreduktion.