„Ausgezeichnet Vernetzt – OECOTROPHICA-Preisträger*innen gestalten wissenschaftliche Zukunft“

Am 27. Oktober 2025 fand in Berlin das erste OECOTROPHICA-Symposium unter dem Motto „Ausgezeichnet vernetzt“ statt – ein neues Format des BerufsVerbands Oecotrophologie (VDOE) und des Lebensmittelverbands. Die Veranstaltung vereinte aktuelle wissenschaftliche Impulse, Gelegenheit zum Netzwerkaufbau und die Ehrung herausragender Nachwuchsforscher*innen. 

 

Zum Auftakt der Veranstaltung setzten drei renommierte Wissenschaftspersönlichkeiten aus dem Bereich Oecotrophologie in ihren Vorträgen Akzente zur Entwicklung, Relevanz und Zukunft der Ernährungswissenschaften. 

 

Professorin Dr. Hannelore Daniel, Technische Universität München, zeichnete in ihrem Vortrag „οκοςτροφή: LEBENSLINIEN“ die Entwicklung der Oecotrophologie an Universitäten und Hochschulen nach, von den Anfängen bis zur Gegenwart. Sie konstatierte dabei eine zunehmende Verlagerung oecotrophologischer Studiengänge an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften bei gleichzeitig stagnierender Zahl an universitären Professuren. Ihre eindringliche Analyse: Die Oecotrophologie sei an Universitäten „ein Auslaufmodell“, wenn es nicht gelinge, wieder mehr junge Menschen für eine wissenschaftliche Laufbahn zu begeistern. Ihre These wirkte wie ein Weckruf: Die Disziplin müsse ihre wissenschaftliche Identität neu definieren, um im interdisziplinären Forschungsumfeld sichtbar zu bleiben. 

 

Professorin Dr. Sarah Egert, Universität Bonn, beleuchtete in ihrem Vortrag „Pflanzliche Proteinquellen in nachhaltigen, pflanzenbasierten Ernährungsmustern – eine Beurteilung aus ernährungsphysiologischer Sicht“ aktuelle Forschung zur Qualität pflanzlicher Proteine. Sie zeigte auf, dass pflanzenbasierte Ernährungsmuster einen wichtigen Beitrag zu Gesundheit und Nachhaltigkeit leisten, gleichzeitig aber neue Herausforderungen für die Nährstoffversorgung mit sich bringen, etwa bei essenziellen Aminosäuren und Mikronährstoffen. Ihr Fazit: Die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Ernährungsempfehlungen für pflanzenbasierte Ernährungssysteme ist ein zentrales Zukunftsfeld. 

 

Professorin Dr. Juliane Yildiz, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, nahm die Perspektive der Ernährungs- und Verbraucherbildung ein. Ihr Vortrag „Ernährungs- und Verbraucherbildung in mediatisierten Umgebungen“ zeigte, wie soziale Medien Ernährungswissen, Konsumentscheidungen und Bildungsprozesse prägen. Jugendliche wachsen heute in mediatisierten Ernährungswelten auf – zwischen evidenzbasierten Informationen und algorithmisch verstärkten Mythen. Yildiz plädierte für eine Stärkung der digitalen Ernährungsbildung, die Medienkompetenz, wissenschaftliche Orientierung und Alltagstauglichkeit verbindet. 

 

Im Anschluss an die Vorträge diskutierten die Professorinnen gemeinsam mit der VDOE-Vorstandsvorsitzenden Dr. Silke Lichtenstein über die Herausforderungen, die künstliche Intelligenz und hier vorwiegend Large Language Models wie ChatGPT, für die Ernährungswissenschaften mit sich bringen und inwiefern Auszeichnungen wie der OECOTROPHICA-Preis zur Sichtbarkeit und Relevanz ernährungswissenschaftlicher Arbeiten beitragen können.

 

Wissenschaftlich exzellent: die OECOTROPHICA-Preisträgerinnen und –träger 2025 

 

Im zweiten Teil der Veranstaltung verlieh Dr. Silke Lichtenstein gemeinsam mit Antje Preußker aus der Wissenschaftlichen Leitung des Lebensmittelverbands den OECOTROPHICA-Preis 2025 an sechs herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler. Die Arbeiten zeigen eindrucksvoll die Bandbreite oecotrophologischer Forschung – von molekularen Mechanismen über Public Health bis zu nachhaltigem Konsum. Die Laudatorinnen und Laudatoren, Professorin Dr. Sarah Egert, Professorin Dr. Christel Rademacher und Professor Dr. Gunter Eckert lobten vor allem die wissenschaftliche Tiefe und das ausgezeichnete Engagement, dass die sechs Preisträgerinnen und –träger gezeigt hätten: 

  • Anna Arnds (TU München) wurde für ihre Masterarbeit im Bereich Humanernährung ausgezeichnet. Sie entwickelte neue diagnostische Ansätze zur Adipositasforschung mit drei nicht-invasiven Bildgebungsverfahren. 
  • Dr. Deborah Häcker (TU München) erhielt den Preis für ihre Dissertation zur Wirkung exklusiver enteraler Ernährung auf das kindliche Mikrobiom bei Morbus Crohn. 
  • Dr. Carla Wunderle (Universität Gießen / Kantonsspital Aarau) zeigte in ihrer Doktorarbeit, wie Biomarker eine individualisierte Ernährungstherapie bei multimorbiden Patientinnen und Patienten ermöglichen. 
  • Marie Trieschmann (Hochschule Fulda) untersuchte in ihrer Masterarbeit im Bereich Consumer Science, wie Schülerinnen und Schüler einen besseren Zugang zu gesunder Schulverpflegung erhalten können. 
  • Dr. Jeanette Klink-Lehmann (Universität Bonn) widmete ihre Dissertation den kommunikativen Prozessen nachhaltigen Konsums – ein „Puzzleteil“ im Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Verbraucherinformation und Produktion. 
  • Dr. Denny Pellowski (Universität Potsdam) erforschte in seiner Doktorarbeit die Rolle essenzieller Spurenelemente und deren Transportmechanismen im Gehirn. 

 

Wissenschaft verbindet 

Dr. Silke Lichtenstein würdigte in ihrer Moderation die Leistungen der Preisträgerinnen und Preisträger und betonte den Netzwerkgedanken: „Viele ehemalige OECOTROPHICA-Preisträgerinnen und Preisträger prägen heute Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit dem Symposium möchten wir diesen Austausch stärken und die Vielfalt oecotrophologischer Forschung sichtbar machen.“ Auch der Lebensmittelverband als Stifter des Preises bekräftigte sein Engagement für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Als Brücke zwischen Forschung, Wirtschaft und Politik unterstützt der Verband „die Vernetzung und Sichtbarkeit junger Talente, die mit ihrer Forschung zur Weiterentwicklung einer nachhaltigen und verantwortungsbewussten Lebensmittelwelt beitragen“, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Dr. Marcus Girnau in seiner Rede. 

 

Die Pausen und das abschließende Abendbuffet boten Raum für angeregte Gespräche und fachlichen Austausch. In der positiven, offenen Atmosphäre entstanden neue Kontakte und vielleicht wurde auch der Grundstein für die nächste wissenschaftliche Laufbahn gelegt. 

 

Nach dem Preis ist vor dem Preis: die Bewerbungsphase für den OECOTROPHICA-Preis 2026 ist gestartet und läuft bis zum 30. Januar 2026. Weitere Informationen finden Sie hier.