Auslandssemester im Ökotrophologie-Studium – Ein Erfahrungsbericht

Auslandssemester im Ökotrophologie-Studium – Ein Erfahrungsbericht

Vorbereitung und Organisation

Schon zu Beginn meines Bachelor-Studiums der Ökotrophologie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg war mir klar, dass ich ein Auslandssemester machen möchte. Ich reise gerne und fand die Option, einen Teil meines Studiums in einem anderen Land absolvieren zu können, sehr spannend. Etwa ab dem 2. Semester habe ich angefangen mich umzuhören und Informationen zu sammeln. Nach den ersten drei Semestern meines Studiums ist das Grundstudium abgeschlossen und man geht in den Schwerpunkt. Deshalb wurde mir als bester Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt während des Studiums das 4. und 5. Semester empfohlen. Daraufhin habe ich mich im International Office an meiner Uni bezüglich der Optionen und Universitäten beraten lassen. Für mich stand schon früh fest, dass ich gerne nach Spanien möchte, da ich meine schulischen Sprachkenntnisse gerne auffrischen wollte und mir das Land auch aufgrund der Kultur und des Klimas gut gefiel. Letzteres hat mich dazu bewogen mich für das Wintersemester, also mein 5. Fachsemester, zu entscheiden. Es standen drei spanische Partneruniversitäten meiner Hochschule zur Auswahl und ich habe mich letztendlich für die Universitat de Valencia entschieden, etwa sechs Monate vor Antritt des Auslandssemesters. Partneruniversitäten haben den Vorteil, dass die Studiengebühren entfallen und die Bewerbung sowie die Anerkennung der Leistungen deutlich einfacher ist. Sechs Monate Vorbereitungszeit werden in der Regel empfohlen, zumindest wenn man innerhalb Europas bleiben möchte und sich die Semesterzeiten zwischen den Ländern nicht großartig unterscheiden. Mein Erstwunsch wurde glücklicherweise bewilligt. Daraufhin begann die eigentliche Vorbereitung, in der ich mehrere Dokumente wie das Learning Agreement (zur Anerkennung der Studienleistungen) und das Grant Agreement (zur Dauer und Höhe der Förderung) ausfüllen und von beiden Universitäten bestätigen lassen musste. Zudem habe ich mich für Erasmus+ angemeldet, um mir das Auslandssemester zum Teil finanzieren zu lassen. Je nach Land variiert die Höhe der Förderung, ich habe 2018 zwischen 250 und 300 Euro monatlich bekommen. Dafür musste ich auch mehrere Dokumente ausfüllen und einen Online-Sprachtest vor und während meines Auslandsaufenthalts absolvieren, zur Überprüfung meiner Fortschritte. Um die Förderung nicht zurückzahlen zu müssen, musste ich eine bestimmte Anzahl an European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) während des Auslandssemesters erreichen. Zusätzlich zur finanziellen Förderung durch Erasmus+ habe ich Auslands-BAföG erhalten. Vor Antritt des Semesters habe ich meine Kurse in Spanien gewählt und eine Mentorin vor Ort zugewiesen bekommen (eine Studentin), die mit mir Organisatorisches an der Partneruni klären konnte. Eine Unterkunft habe ich über die Webseite „piso compartido“ gefunden, das spanische Pendant zu WG gesucht.

 

Start des Auslandssemesters

Anfang September 2018 flog ich nach Valencia und wurde freundlicherweise von meinen neuen Mitbewohnerinnen (zwei Spanierinnen) abgeholt. Ein paar Tage nach mir zog ein weiterer Deutscher ein, der auch für ein halbes Jahr in Spanien studieren wollte. Schon einen Tag nach meiner Ankunft gab es eine Informationsveranstaltung für Auslandsstudierende, durch die ich gleich zwei spätere Freundinnen kennenlernte. Ein paar Tage darauf war Semesterbeginn. Ich hatte vier Module gewählt, um meine angestrebten ECTS (Mindestanforderung für die Förderung) zu erreichen. Da mein Spanisch zwar gut, aber nicht perfekt war (B1-Niveau), habe ich mich dazu entschieden, nur zwei Module auf Spanisch und die restlichen beiden auf Englisch zu wählen. Da auf dem Campus Burjassot, auf dem Studiengänge wie Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften gelehrt wurden, ausschließlich auf Spanisch unterrichtet wurde, entschied ich mich dazu, auf einem anderen Campus der Universität zwei englische Psychologie-Module zu belegen, da ich schon immer sehr interessiert an Psychologie war.

Das war zwar organisatorisch etwas herausfordernd, weil ich die unterschiedlichen Kurszeiten an den verschiedenen Campi beachten musste (die Fahrtzeit vom einen zum anderen Campus betrug ca. 40 Minuten) und ich einen meiner Kurse jeden Tag hatte. Allerdings hat es sich meiner Meinung nach gelohnt. Meine spanischen Kurse des Studiengangs Nutricion y Dietetica, der Ökotrophologie am nächsten kam, waren Dietetica II, ein Kurs über Diätetik, und Psycología, ein genereller Psychologiekurs für die Erstsemester der Ernährungswissenschaften, waren herausfordernd, aber machbar. Ich hatte allerdings den generellen Workload der Kurse unterschätzt, da es in der Regel nicht nur eine Klausur am Ende des Semesters gab, sondern auch Vorträge und/oder Hausarbeiten und mehrere kleine Aufgaben, die abzugeben waren. Dementsprechend hatte ich jede Woche Hausaufgaben, vor allem mein spanischer Diätetik Kurs hat mich sehr gefordert, in dem ich die einzige Auslandsstudentin war.

Dadurch hatte ich zwar weniger Freizeit als erhofft, die habe ich aber umso mehr genutzt und mich mit anderen Auslandsstudierenden getroffen, die teilweise zu echten Freund*innen geworden sind. Am Wochenende habe ich gelegentlich Kurztrips in andere spanische Städte wie Madrid oder Alicante oder auch nach Ibiza gemacht. Ich habe die Zeit in Spanien wirklich sehr genossen und der Winter war deutlich erträglicher als in Deutschland. Valencia ist eine extrem schöne Stadt, die sehr viel zu bieten hat.

 

Ende des Auslandssemesters & Anrechnung in Deutschland

Das Semester startete Anfang September und die Klausurphase war im Januar, das heißt meine Kurse liefen bis Ende Dezember. Während der fünf Monate meines Aufenthalts blieb ich in Spanien, über Weihnachten kamen meine Eltern und meine Schwester zu Besuch, sodass wir zusammen feiern konnten. Da meine Freund*innen vor Ort alle zu ihren Familien gereist sind, hatte ich viel Zeit zum Lernen, die ich auch brauchte. Zum Glück liefen die Klausuren gut, auch wenn es bei Dietetica II sehr knapp wurde. Ende Januar flog ich zurück nach Deutschland und Mitte März begann das nächste Semester in Hamburg. Im Nachgang musste ich noch ein paar Abschlussdokumente für Erasmus+ ausfüllen lassen und mir an der Uni meine Kurse anrechnen lassen, das war allerdings kein großer Aufwand. Abschließend musste ich einen weiteren Online-Sprachkurs absolvieren, womit das Auslandssemester für mich endete.

 

Was habe ich aus dem Auslandssemester mitgenommen?

  • Ich bin definitiv selbstständiger und selbstsicherer geworden durch die Erfahrung, sich in einem fremden Land allein zurecht zu finden.
  • Ich bin kontaktfreudiger geworden und konnte durch die Zeit mit Freund*innen verschiedener Nationen viel über andere Länder und Kulturen lernen.
  • Meine Spanisch- und Englischkenntnisse wurden vertieft.
  • Ein halbes Jahr in einem anderen Land zu leben hat mir extrem viel gebracht. Auch wenn ich die Zeit unglaublich schätze und Spanien ein wunderschönes Land ist, konnte ich Vieles herausstellen, was ich an Deutschland und meiner Hochschule in Hamburg sehr schätze und was bei uns besser läuft.

Meine Tipps

  • Früh genug mit der Organisation anfangen – dadurch spart man sich viel Stress!
  • Früh auf die Suche nach einer Unterkunft gehen, gerade WGs bieten sich sehr an. Dabei aber nicht zu anspruchsvoll sein, man ist ja nur für 4-5 Monate dort.
  • Sich mit den Kursen nicht zu viel zumuten – der Workload ist oft höher als erwartet, auch durch die Sprachbarriere.
  • Nicht zu viele Kurse in einer Sprache wählen, in der man (noch) nicht sicher ist.
  • Sich vorher gut über die Kurse informieren, die man dort wählt.
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Verfasser*in: Elisa Gasierowski

Elisa ist 25 Jahre alt und kommt aus Berlin. Im Bachelor hat sie Ökotrophologie in Hamburg und im Master Health Food Innovation Management in Maastricht studiert. Vor kurzem hat sie ihre Masterarbeit abgegeben und fängt bald als Produktentwicklerin bei nu3 an.