Karin Mihm, Teamleitung Qualitätsmanagement, Wiener Feinbäckerei Heberer

Karin Mihm, Teamleitung Qualitätsmanagement, Wiener Feinbäckerei Heberer
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Mit welchen drei Worten würden Sie sich beschreiben?

Empathisch, zielstrebig, ehrlich.

Wie gestaltet sich Ihr beruflicher Werdegang? Welches waren und sind wichtige Stationen in Ihrem Leben?

Während meines Oecotrophologie-Studiums in Bonn sammelte ich erste Praxiserfahrungen in der damaligen Geschäftsstelle des VDOE – zunächst als Praktikantin, später als studentische Mitarbeiterin. Dort unterstützte ich vor allem das Team in der PR- und Öffentlichkeitsarbeit. Über diesen Weg fand ich im Anschluss an mein Studium eine Trainee-Stelle bei einer kleinen Agentur, die sich auf Verbraucherkommunikation spezialisiert hatte. Leider musste die Agentur kurz darauf Insolvenz anmelden, und ich stand – frisch aus dem Studium und kaum Berufserfahrung – vor der Herausforderung, mich neu zu orientieren.

Für den Job war ich bereits nach Frankfurt gezogen und wollte gerne in der Region bleiben, bewarb mich jedoch deutschlandweit auf unterschiedlichste Stellen. Schließlich bot mir ein großer Fleisch- und Wurstwarenhersteller im Rhein-Main-Gebiet die Möglichkeit zum Einstieg in die Qualitätssicherung – mein Start in die Welt des Qualitätsmanagements. Dort lernte ich die praktischen Grundlagen von der Pike auf: Frühschichten, Probennahmen, Abklatschtests und vieles mehr. Eine intensive, aber lehrreiche Zeit, nach der ich mit erster Berufserfahrung im Gepäck entspannter auf Jobsuche gehen konnte. 

Die nächste Station führte mich in das Airline-Catering: Am Frankfurter Flughafen übernahm ich die Verantwortung für den Standort und betreute zusätzlich zwei kleinere Units in München und Düsseldorf. Eine spannende und ereignisreiche Phase mit vielen internationalen Kontakten und vielfältigen Aufgaben. 

 

Im Anschluss daran war ich sieben Jahre lang im Catering-Bereich eines großen Dienstleistungsunternehmens tätig. Vom Büro in Frankfurt – aber auch regelmäßig vor Ort – betreute ich verschiedene Betriebsstätten in ganz Deutschland. Die Themen reichten von A wie Allergenmanagement, insbesondere im Zuge der Einführung der LMIV, bis Z wie Zertifizierungen (z.B. ISO 9001, ISO 14001 oder Bio-Kontrollen). 

 

Nach meiner zweiten Elternzeit und überstandener Corona-Pandemie kehrte ich in die Lebensmittelbranche zurück. Doch auch mit Berufserfahrung bleibt man nicht vor unvorhersehbaren Entwicklungen verschont – in meinem Fall war es die Schließung des Betriebs. 

Karin Mihm © Wiener Feinbäckerei

Nach einem kurzen Abstecher zurück in die Fleischbranche entdeckte ich schließlich die Stellenausschreibung der Wiener Feinbäckerei Heberer in Mühlheim.

Seit über einem Jahr verantworte ich nun gemeinsam mit meinem kleinen Team das Qualitätsmanagement für die gesamte Unternehmensgruppe. Unser Aufgabenbereich ist vielfältig: von der Erstellung von Produktpässen und Etiketten, über die Kontrolle externer Dienstleister bis hin zur engen Zusammenarbeit mit den zuständigen Überwachungsbehörden – die Liste ließe sich täglich erweitern. 

Mein beruflicher Weg war bisher von unterschiedlichen Stationen geprägt – einige davon habe ich bewusst gewählt, andere ergaben sich durch äußere Umstände. Letzten Endes hat mich beides zu meiner aktuellen Stelle gebracht. 

Wussten Sie schon immer, dass Sie das machen wollten, was sie heute machen?

Nein, ganz und gar nicht. Nach dem Abitur wusste ich nur, dass ich etwas mit Naturwissenschaften machen wollte. Also entschied ich mich zunächst für ein Lehramtsstudium in Biologie und Mathematik, stellte jedoch schon bald fest, dass das nicht der richtige Weg für mich war. Aus meinem privaten Umfeld kam schließlich der Hinweis, dass Oecotrophologie ein naturwissenschaftlich ausgerichtetes Studienfach sei – bis zu diesem Moment hatte ich weder das Wort gehört noch gewusst, dass es diesen Studiengang überhaupt gibt. Und bis heute begegne ich oft fragenden Blicken, wenn ich erzähle, was ich studiert habe: „Öko… was?“ 

Was mögen/schätzen Sie in Ihrem Beruf am meisten?

Was mir an meiner Arbeit besonders gefällt, ist die Vielseitigkeit der Aufgaben – und vor allem der Umgang mit ganz unterschiedlichen Menschen. Man steht morgens mit einem Kollegen oder einer Kollegin in der Produktion und sitzt wenig später in einem Meeting mit der Geschäftsführung. Dabei ist es wichtig, dass man in der Lage ist, mit allen Kolleg*innen kommunizieren zu können. 

 

Gerade in einem mittelständischen Unternehmen wie der Wiener Feinbäckerei schätze ich, dass man in viele Prozesse eingebunden ist und über den eigenen Fachbereich hinaus Einblick erhält. In Konzernstrukturen ist man häufig auf ein eng umrissenes Spezialgebiet fokussiert – hier hingegen ist eine bereichsübergreifende Arbeitsweise gefragt. 

 

Im Qualitätsmanagement sollte man sich allerdings auch bewusst sein, dass die Rolle nicht immer populär ist: Es gehört dazu, Grenzen aufzuzeigen und kreative Ideen mitunter zu hinterfragen oder zu bremsen. Ein früherer Vorgesetzter hat es einmal sehr treffend formuliert: „Im QM gibt es schwarz oder weiß – keinen Graubereich.“ Diese klare Haltung muss man vertreten können – sachlich und mit der nötigen Beharrlichkeit. 

Was würden Sie Studierenden Ihres Fachbereiches gerne als Tipp mit auf den Weg geben?

Qualität lässt sich nicht von oben verordnen – sie muss gemeinsam mit allen Mitarbeitenden im Unternehmen gelebt werden. Deshalb sollte man sich auch nicht davor scheuen, sich mal die Hände schmutzig zu machen und in einem Produktionsbetrieb mit an der Maschine oder am Band zu stehen, um die Prozesse aber auch insbesondere die Menschen dahinter zu verstehen.  

 

Ebenso wichtig ist es, flexibel zu bleiben, wenn der berufliche Weg anders verläuft als ursprünglich geplant. Nicht immer entwickelt sich alles geradlinig – und das ist auch in Ordnung. Aus meiner Studienzeit im Rheinland sind mir zwei Zeilen aus dem Kölschen Grundgesetz im Gedächtnis geblieben, die sich immer wieder bewahrheitet haben: „Et kütt wie et kütt“* – und vor allem: „Et hätt noch emmer joot jejange!“**. 

* “Es kommt, wie es kommt“ 

** “Es ist bisher immer gut gegangen“ 

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Verfasser*in: Karin Mihm

Karin Mihm, ist Diplom-Oecotrophologin und leitet das Qualitätsmanagement bei der Wiener Feinbäckerei Heberer. Sie verfügt über langjährige QM-Erfahrung in der Lebensmittelbranche, mit Stationen im Airline-Catering und in der Gemeinschaftsverpflegung.