Körperliches Training und Ernährung bei Osteoporose – Wie gut sind Betroffene informiert?

Körperliches Training und Ernährung bei Osteoporose – Wie gut sind Betroffene informiert?

Osteoporose ist eine weit verbreitete Skeletterkrankung. Allein in Deutschland sind derzeit rund 5,7 Millionen Menschen betroffen, mit einer stark steigenden Tendenz aufgrund der alternden Bevölkerung (1–3) 

 

Die Osteoporose und die dadurch bedingten Fragilitätsfrakturen bedeuten für die Betroffenen oft erhebliche Einschränkungen, Verlust an Unabhängigkeit und eine allgemein reduzierte Lebensqualität (4–6). Trotzdem zeigt sich eine deutliche Behandlungslücke: rund 60 Prozent der an Osteoporose erkrankten Frauen über 50 Jahren erhalten keine adäquate Behandlung (2,7). 

 

Um dem entgegenzuwirken ist es wichtig, Patient*innen über das Krankheitsbild Osteoporose aufzuklären und ein Bewusstsein für präventive und therapeutische Maßnahmen zu schaffen.  

 

Doch wie gut fühlen sich Betroffene informiert und aufgeklärt? Vor diesem Hintergrund wurde eine standardisierte Umfrage durchgeführt und abgefragt, wie gut sich Betroffene aufgeklärt fühlen, inwieweit sie Empfehlungen umsetzen und welche Informationsquellen vorrangig genutzt werden.  

Was ist Osteoporose?

Bei einer Osteoporose handelt es sich um eine systemische Skeletterkrankung, die sich durch eine niedrige Knochendichte und eine mikroarchitektonische Verschlechterung des Knochengewebes auszeichnet. Infolgedessen kommt es zu einem Anstieg der Knochenfragilität und einem erhöhten Frakturrisiko. Das natürliche Gleichgewicht aus Knochenaufbau und Knochenabbau ist bei einer Osteoporose gestört, der Knochenabbau überwiegt dem Aufbau (4). 

 

Zu den Risikofaktoren einer Osteoporose zählen Alter, Geschlecht, Hormonstatus, Untergewicht, Ernährung und Lebensstil, Medikamente und Erkrankungen (4,8). Insbesondere im zunehmenden Alter, bei Frauen nach der Menopause sowie bei unzureichender Calciumaufnahme über die Nahrung, kommt es zu einer erhöhten Resorption der Knochenmasse und das Risiko, eine Osteoporose zu entwickeln, nimmt zu (9,10). 

 

Die Osteoporose-Therapie basiert auf drei Säulen zur Reduktion weiteren Knochenabbaus, der Frakturvermeidung und dem Knochenneuaufbau: Medikamente, Ernährung und körperliches Training (11)

Was haben körperliches Training und Ernährung mit Osteoporose zu tun?

Gezieltes körperliches Training geht über Alltagsaktivitäten hinaus und folgt einem strukturierten Plan mit konkretem Ziel (12,13). Regelmäßige Belastung fördert die Knochendichte und beugt Brüchen vor. Besonders Kraft- und Widerstandstraining zeigen nachweislich positive Effekte auf die Knochenmineraldichte – insbesondere auch in der Risikogruppe von postmenopausalen Frauen (14–17).

Besonders Kraft- und Widerstandstraining zeigen positive Effekte auf die Knochenmineraldichte. © Deutsche Sporthochschule Köln

Ebenso zentral ist die Ernährung in der Prophylaxe und Therapie der Osteoporose. Empfohlen wird eine gesunde, ausgewogene Ernährung gemäß der zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, mit besonderem Fokus auf eine ausreichende Calciumzufuhr, Vitamin D und Proteinen (4,18). Die aktuelle Leitlinie nennt als Richtwerte eine Zufuhr von 1.000 mg Calcium pro Tag, mindestens 800 I.E. Vitamin D und insbesondere ab einem Alter von 65 Jahren und bei einem erhöhten Sturzrisiko eine Eiweißzufuhr von mindestens 1,0 g pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (4) 

Aktuelle Studienlage zu Aufklärung und Wissensstand von Osteoporose-Patient*innen

Der tatsächliche Aufklärungs- und Wissensstand sowie die Informationsvermittlung in der Praxis wurden bisher kaum untersucht. Besonders in Bezug auf das Wissen der betroffenen Patient*innen über den Einfluss von körperlicher Aktivität und Ernährung besteht eine noch schwache Datenlage. 

 

Diese Forschungslücke ist besonders relevant, da die Wirksamkeit evidenzbasierter Empfehlungen voraussetzt, dass Betroffene ausreichend aufgeklärt sind und die Maßnahmen verstehen. Vereinzelte Studien weisen bereits darauf hin, dass das Wissen seitens der Betroffenen über Osteoporose, Risikofaktoren sowie präventive Maßnahmen unzureichend ist (19,20).

Die Studie

Das Hauptziel der Untersuchung war es, den subjektiven Aufklärungs- und Wissensstand von Patient*innen mit Osteoporose zu körperlichem Training und Ernährung im Rahmen der Osteoporose-Therapie zu erfassen. Zusätzlich wurde untersucht, inwieweit Empfehlungen umgesetzt werden und welche Informationsquellen genutzt werden.  

 

Die Umfrage richtete sich an alle Personen mit einer diagnostizierten Osteoporose. Zwischen Mai und Juli 2025 gingen 214 Datensätze in die Analyse ein. Die Teilnehmer*innen waren überwiegend meno- und postmenopausale Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren mit hohem Bildungsniveau, die durch Orthopäd*innen über die Krankheit in Kenntnis gesetzt wurden.  

Ergebnisse

Die Befragten fühlten sich insgesamt unzureichend aufgeklärt, insbesondere über körperliches Training und Ernährung in der Osteoporose-Versorgung. 

 

Die Mehrheit (66 %) spricht nach eigener Aussage höchstens einmal jährlich oder seltener mit ihren behandelnden Ärzt*innen über die Osteoporose-Therapie. Restliche 34 Prozent gaben an, mindestens zweimal jährlich darüber zu sprechen. 

Abb. 1: Häufigkeit ärztlicher Gespräche (Frage: Wie häufig sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin über Ihre Osteoporose-Therapie?)

Über den Krankheitsverlauf fühlten sich knapp 41 Prozent der Befragten schlecht oder sehr schlecht informiert, nur 21 Prozent gut oder sehr gut. Auch hinsichtlich der geplanten Therapie zeigte sich ein ähnliches Bild: Knapp 44 Prozent bewerteten die Aufklärung als unzureichend. Bei der Aufklärung über mögliche Behandlungsmöglichkeiten waren es knapp 55 Prozent, die sich schlecht und sehr schlecht aufgeklärt fühlten.  

Abb. 2: Aufklärung zum Verlauf, der geplanten Therapie und Behandlungsmöglichkeiten (Fragen: Wie fühlen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer Ärztin über den Verlauf Ihrer Erkrankung informiert? Wie fühlen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer Ärztin zu der geplanten Therapie aufgeklärt? Wie fühlen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer Ärztin über Behandlungsmöglichkeiten (Medikamente, Physiotherapie, etc.) aufgeklärt?)

Hinsichtlich Bewegungs- und Sportmaßnahmen berichteten 57  Prozent von einer schlecht oder sehr schlecht empfundenen Aufklärung. Demgegenüber stehen 20 Prozent, die sich gut oder sehr gut informiert fühlen.  

Abb. 3: Subjektiver Grad der Aufklärung zu Bewegungs- und Sportmaßnahmen bei Osteoporose (Frage: Wie fühlen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer Ärztin zu Bewegungs- und Sportmaßnahmen bei Osteoporose aufgeklärt?)   

Noch deutlicher waren die Ergebnisse bezüglich der Ernährungsaufklärung: über zwei Drittel gaben an, sich schlecht oder sehr schlecht aufgeklärt zu fühlen (71 %). Lediglich 11  Prozent fühlten sich gut informiert.  

 

Abb. 4: Subjektiver Grad der Aufklärung zu Ernährungsmaßnahmen bei Osteoporose (Frage: Wie fühlen Sie sich von Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer Ärztin zu Ernährungsmaßnahmen bei Osteoporose aufgeklärt?)

Trotz der wahrgenommenen Informationslücken bewerteten fast alle Teilnehmenden Sport (95 %) und eine gesunde Ernährung (94 %) bei Osteoporose als wichtig. Viele setzen Maßnahmen eigeninitiativ um. Als vorwiegende Informationsquellen wurden das Internet (86 %), soziale Medien (62 %), sowie Bücher und Broschüren (62 %) genannt. Ärzt*innen wurden von 42 Prozent der Teilnehmenden als Informationsquelle genannt.  

Abb. 5: Informationsquellen (Frage: Wie informieren Sie sich über Osteoporose? Mehrfachantworten möglich.)

Die Nachfrage nach mehr Informationen ist hoch: 86 Prozent der Befragten wünschten sich mehr Informationen über Sport und Ernährung bei Osteoporose.  

Fazit und Ausblick

Körperliches Training, insbesondere Krafttraining und Stoßbelastungen, sowie eine ausgewogene Ernährung mit ausreichender Versorgung von Calcium, Vitamin D und Proteinen sind zentrale Bestandteile der Osteoporose-Therapie. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen jedoch erhebliche Defizite in der Aufklärung über Training und Ernährung: Die ärztliche Beratung findet in vielen Fällen zu selten statt und berücksichtigt vor allem ernährungsbezogene Inhalte zu wenig.  

 

Trotz dieser Lücken bewerten die Befragten beide Faktoren als sehr wichtig und informieren sich zunehmend selbstständig – vor allem digital. Dies zeigt den zunehmenden Stellenwert digitaler Gesundheitsinformationen: Sie bieten schnellen, niederschwelligen Zugang, bergen jedoch Risiken hinsichtlich Qualität und Evidenz. Damit wächst die Bedeutung evidenzbasierter Online-Angebote, wie Apps, Kurse oder Informationsportale.  

 

Dass nur rund 40 Prozent der Befragten Ärzt*innen als Informationsquelle bezüglich Training und Ernährung nennen, verdeutlicht die Lücke in der ärztlichen Aufklärung und bietet zugleich Ansatzpunkte für eine optimierte Patientenversorgung. Häufigere ärztliche Gespräche stehen in einem positiven Zusammenhang mit einem höher empfundenen Aufklärungsgrad, insbesondere bei sportlichen Maßnahmen. Ernährungsinhalte werden scheinbar seltener thematisiert, sodass hier ein gezielter Ausbau der Beratung notwendig erscheint. 

 

Für eine optimale Versorgung sind regelmäßige Gespräche, unterstützende Informationsmaterialien und digitale Begleitangebote sinnvoll. Entscheidend ist eine individualisierte Ansprache, die an den Wissensstand und die Bedürfnisse der Patient*innen angepasst ist – auch in der Ernährungsberatung, Sport- oder Physiotherapie.  

 

Die Befragung unterstreicht den Bedarf, Aufklärung zu körperlichem Training und Ernährung stärker in die Osteoporose-Therapie zu integrieren. Nur so lassen sich Prävention und Therapie langfristig wirksam gestalten.  

Der berufsbegleitende M.Sc. Sport, Bewegung und Ernährung wird an der Deutschen Sporthochschule Köln angeboten. Der Fokus des Studiengangs liegt besonders auf der Bedeutung von Ernährung und Gesundheit im Leistungs- und Breitensport. Studierende lernen dabei aktuelles Wissen zum Thema Sporternährung kennen und beschäftigen sich mit Unterschieden zwischen verschiedenen Sportarten und Altersklassen. Der Studiengang ist darauf ausgelegt, dass Studierende nebenbei einer beruflichen Tätigkeit nachgehen können. Deswegen finden die Veranstaltungen überwiegend als Blockunterricht an Wochenenden statt. Bei Fragen und Anliegen zum Studiengang können Sie Studiengangkoordinatorin im M.Sc. Sport, Bewegung und Ernährung Nicole Stefan-Schick unter weiterbildung@dshs-koeln.de kontaktieren.

Quellen:

  1. Kanis JA, Norton N, Harvey NC, Jacobson T, Johansson H, Lorentzon M, u. a. SCOPE 2021: a new scorecard for osteoporosis in Europe. Arch Osteoporos. Dezember 2021;16(1):82.
  2. Willers C, Norton N, Harvey NC, Jacobson T, Johansson H, Lorentzon M, u. a. Osteoporosis in Europe: a compendium of country-specific reports. Arch Osteoporos. Dezember 2022;17(1):23.
  3. Hadji P, Klein S, Gothe H, Häussler B, Kless T, Schmidt T, u. a. The Epidemiology of Osteoporosis. Dtsch Ärztebl Int [Internet]. 25. Januar 2013 [zitiert 17. Februar 2025]; Verfügbar unter: https://www.aerzteblatt.de/10.3238/arztebl.2013.0052
  4. Dachverband Osteologie e.V. (DVO). S3-Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern [Internet]. 2023. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/183-001
  5. Geng D, Li X, Shi Y. Effect of exercise intervention on health-related quality of life in middle-aged and older people with osteoporosis: a systematic review and meta-analysis. PeerJ. 31. Januar 2025;13:e18889.
  6. Lips P, Van Schoor NM. Quality of life in patients with osteoporosis. Osteoporos Int. Mai 2005;16(5):447–55.
  7. Borgström F, Karlsson L, Ortsäter G, Norton N, Halbout P, Cooper C, u. a. Fragility fractures in Europe: burden, management and opportunities. Arch Osteoporos. Dezember 2020;15(1):59.
  8. Fischli S, Ziegler R. In: Arastéh K, Baenkler HW, Bieber C, Brandt R, Chatterjee T, Herausgeber. Duale Reihe Innere Medizin. 4. überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018. (Duale Reihe).
  9. Kisner C, Colby LA. Therapeutic exercise: foundations and techniques. 5. Aufl. Philadelphia: F.A. Davis; 2007. 928 S.
  10. Wülker N, Reize P, Kluba T, Roetman B, Rudert M, Rehart S. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. 4., unveränderte Auflage. Stuttgart New York: Thieme; 2022. 471 S.
  11. Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO). Osteoporose und Bewegung: Informationen für Betroffene und Interessierte [Internet]. Aktualisierte Neuauflage. Düsseldorf: Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO); 2014. Verfügbar unter: https://www.osteoporose-deutschland.de
  12. Schwan U, Nebel R. Körperliches Training mit Herzpatienten. Praxisorientierte Empfehlungen für die kardiologische Sport-/Bewegungstherapie. BG Bewegungstherapie Gesundheitssport. Juni 2021;37(03):130–41.
  13. Weineck J, Kemmler W, Fröhlich M. Trainingsziele, -inhalte, -mittel und -methoden im Sport. In: Güllich A, Krüger M, Herausgeber. Bewegung, Training, Leistung und Gesundheit [Internet]. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2023 [zitiert 16. Juni 2025]. S. 757–69. Verfügbar unter: https://link.springer.com/10.1007/978-3-662-53410-6_42
  14. Papadopoulou SK, Papadimitriou K, Voulgaridou G, Georgaki E, Tsotidou E, Zantidou O, u. a. Exercise and Nutrition Impact on Osteoporosis and Sarcopenia—The Incidence of Osteosarcopenia: A Narrative Review. Nutrients [Internet]. 16. Dezember 2021 [zitiert 17. Februar 2025];13(12). Verfügbar unter: https://www.mdpi.com/2072-6643/13/12/4499
  15. Benedetti MG, Furlini G, Zati A, Letizia Mauro G. The Effectiveness of Physical Exercise on Bone Density in Osteoporotic Patients. BioMed Res Int. 23. Dezember 2018;2018:1–10.
  16. McMillan L, Zengin A, Ebeling P, Scott D. Prescribing Physical Activity for the Prevention and Treatment of Osteoporosis in Older Adults. Healthcare. 6. November 2017;5(4):85.
  17. Zhao F, Su W, Sun Y, Wang J, Lu B, Yun H. Optimal resistance training parameters for improving bone mineral density in postmenopausal women: a systematic review and meta-analysis. J Orthop Surg. 27. Mai 2025;20(1):523.
  18. Schäfer AC, Boeing H, Conrad J, Watzl B. Wissenschaftliche Grundlagen der lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen für Deutschland. Ernähr Umsch. 2024;71(3):158–66.
  19. Des Bordes J, Prasad S, Pratt G, Suarez-Almazor ME, Lopez-Olivo MA. Knowledge, beliefs, and concerns about bone health from a systematic review and metasynthesis of qualitative studies. Farouk O, Herausgeber. PLOS ONE. 15. Januar 2020;15(1):e0227765.
  20. Taghvaei R, Desislava Dimitrova1, Murat Karaman, Jalid Sehouli. Knowledge and understanding risk factors and preventive measures for osteoporosis in women: results of a survey in 502 women with and without a migration background. 2022;
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Verfasser*in: Carolin Bullmann

Carolin Bullmann schloss 2020 ihren Bachelor in Physiotherapie an der Hanze University of Applied Sciences in Groningen (Niederlande) ab und arbeitet seitdem in einer Physiotherapiepraxis in Düsseldorf, wo ihr Schwerpunkt auf Orthopädie und Sport liegt. Um ihre Patientinnen und Patienten noch ganzheitlicher betreuen zu können, absolvierte sie von 2023 bis 2025 berufsbegleitend ihren Weiterbildungsmaster Sport, Bewegung und Ernährung an der Deutschen Sporthochschule Köln.