Auswirkungen des Intervallfasten auf die sportliche Leistungsfähigkeit – am Beispiel des Ramadan-Fastens

Auswirkungen des Intervallfasten auf die sportliche Leistungsfähigkeit – am Beispiel des Ramadan-Fastens

Die gesundheitlichen Vorteile des Intervallfasten sind bereits vielfach belegt und werden zur Therapie wie beispielsweise bei Insulin Resistenz, Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck sowie Lebersteatosis eingesetzt. Auch entwickelt sich diese Ernährungsweise immer weiter zu einer Trend-Ernährung, da sie einfach in den Alltag integrierbar ist.

Beim Intervallfasten wird in zeitlich vorgegebenen Abständen gefastet. Besonders im Fokus steht dabei das 16:8 -Fasten, bei dem 16 Stunden auf Nahrung verzichtet wird und 8 Stunden Essen zugeführt werden darf. Eine andere gängige Methode ist das 5:2 -Fasten, bei der an 2 Tagen in der Woche auf Nahrung verzichtet wird. Auch wird aus religiösen Gründen in fast allen Teilen der Welt gefastet, wie z.B. während des Ramadan.

Verschiedene zelluläre und metabolische Veränderungen beeinflussen diverse Organsysteme bei Nahrungskarenz.  Einige Studien verdeutlichen, dass vor allem der Prozess der Autophagie durch das Fasten angeregt wird. Die Autophagie, ein zellulärer „Putz“-mechanismus und dem zirkadianen Rhythmus unterlegen, steht im Zusammenhang vor degenerativen und Stoffwechselerkrankungen zu schützen sowie das Altern zu verlangsamen.

Störungen des zirkadianen Rhythmus durch schlechte Schlafhygiene und regelmäßiges Essen oder Snacken bis spät in die Nacht, können die Entstehung dieser Erkrankungen fördern.

Obwohl die Datenlage präventives als auch therapeutisches Potential des Fasten vieler Zivilisationskrankheiten belegt, so ist die Beziehung des Fastens in Bezug auf die sportliche Leistungsfähigkeit sehr heterogen. Einerseits werden dem Fasten durch die Erhöhung der metabolischen Flexibilität eine Steigerung der sportlichen Leistung zugeschrieben. Andererseits widerlegen Studien diesen Nutzen und verdeutlichen, dass das Fasten zu einer Minderung der Ausdauerleistung führt.

Diese Studie, welche im Rahmen einer Bachelorarbeit durchgeführt wurde, untersuchte den Einfluss des Hungerstoffwechsels auf die sportliche Leistungsfähigkeit von Freizeitsportler*innen während des Ramadans. 17 tunesische Freizeitsportler*innen mit einem Durchschnittsalter von 43,2±8,3 Jahren nahmen an dieser Studie teil. Die sportliche Leistungsfähigkeit wurde mittels eines Multistage Fitness Test an vier Terminen durchgeführt (1x vor dem Ramadan (T1), 2x während des Ramadans (T2 & T3) und 1x nach dem Ramadan (T4)) (siehe Abbildung 1). Zudem sollten die Proband*innen nach jedem Test einen Fragebogen ausfüllen, der die Ernährungsweise, das Gewicht, den Trainingsumfang, die mentale/kognitive Gesundheit sowie den Schlafrhythmus abfragte.

Der Ramadan ist eine von fünf Säulen des Islams. Im neunten Monat des Mondkalenders wird für 29 bis 30 Tage tagsüber auf Nahrung, Flüssigkeit, Rauchen und sexuelle Aktivitäten verzichtet. Erst nach dem Sonnenuntergang dürfen Muslime Nahrung und Getränke zu sich nehmen, bis die Sonne wieder aufgeht. Ausgenommen von dem Fasten sind Kranke, Reisende, menstruierende und schwangere Frauen, Kinder und Hochbetagte.

Tabelle 1 veranschaulicht die Ergebnisse der Studie. Die sportliche Leistungsfähigkeit hat sich während des Ramadans nicht signifikant geändert. Interessanterweise konnten tendenzielle Unterschiede zwischen Männer und Frauen beim Multistage Fitness Test während des Ramadans festgestellt werden. Männer konnten ihr Multistage Fitness Test Level leicht verbessern, wobei Frauen tendenziell Schwierigkeiten hatten ihr Level aufrechtzuerhalten. Diese Tendenzen könnten auf die geschlechterspezifische Empfänglichkeit des Fastens zurückzuführen sein. Es ist bereits beschrieben, dass Frauen durch ihren zusätzlichen 28-Tage Zyklus, empfindlicher gegenüber Stressoren wie z.B. Fasten sind.

Ebenso wurden keine Veränderungen bezüglich der Ernährungsweise während des Fastenzeitraums verzeichnet. Lediglich die Mahlzeitenfrequenz hat durch den begrenzten Zeitraum der Nahrungsaufnahme abgenommen. In der Nacht wurde mehr Nahrung zu sich genommen als vor oder nach dem Ramadan. Dies unterbrach den nächtlichen Schlaf und damit den zirkadianen Rhythmus. Der fehlende Schlaf wurde im Laufe des Tages von einigen Proband*innen am Mittag nachgeholt, sodass die Gesamtdauer des Schlafes über den Tag während des gesamten Studienzeitraums durchschnittlich sechs Stunden betrug. Die Proband*innen fühlten sich während des Ramadans wohl, aber verloren an Konzentrationsfähigkeit.

Die Ergebnisse der Studie stimmen mit anderen Studien, welche die Leistungsfähigkeit während des Ramadans untersuchten, überein. Es konnte kein signifikanter Einfluss des Ramadan-Fasten auf die Leistungsfähigkeit im Sport gefunden werden. Der Körper scheint sich an die physiologischen Veränderungen anzupassen und den Stoffwechsel mit der Zeit zu adaptieren. Hierbei spricht man auch von der metabolischen Flexibilität, d.h. der Körper kann nach einer gewissen Zeit, effektiv auf andere Energieressourcen zurückgreifen und somit sich an Veränderungen des Stoffwechsel- oder Energiebedarfs anpassen. Die erzielten Resultate der Studie lassen sich jedoch nur bedingt auf das Intervallfasten übertragen. Das Intervallfasten, wenn präzise durchgeführt, unterstützt den zirkadianen Rhythmus und fördert Autophagie- Prozesse. Die nächtliche Nahrungsaufnahme beim Ramadan interferiert jedoch mit dem zirkadianen Rhythmus und könnte die positiven Effekte des Fastens inhibieren.

Genauere Daten und laborchemische Parameter müssten in Folgestudien erhoben werden, um den Einfluss des Ramadans auf die sportliche Leistungsfähigkeit besser nachvollziehen zu können. Der geschlechterspezifische Zusammenhang bezüglich Fasten und sportlicher Leistungsfähigkeit muss weiterhin besser untersucht werden.

Diese Studie konnte zeigen, dass es Unterschiede der Fastenmethode auf die physiologische Leistungsfähigkeit gibt und lässt einige Fragen offen. Diese sollten in größer angelegten Studien untersucht werden und somit mehr Wissen über die physiologischen Mechanismen verschiedener Fastenmethoden zu erlangen.

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Verfasser*in: Sophie-Therese Sauer

Sophie-Therese Sauer ist Absolventin des Bachelorstudiengangs ETEB der SRH Hochschule für Gesundheit. Frau Sauer ist sehr interessiert am Themengebiet Sport & Ernährung. Mit dieser Studie wollte sie erste Indizien über den Einfluss von Fasten auf die sportliche Leistungsfähigkeit gewinnen. Prof. Dr. Dorothea Portius, Studiengangsleiterin des Lehrstuhls, unterstützte die Studie und will gerne mit weiterer Forschung dieses Themengebiet unterstützen. Wir wissen bereits viel über das Fasten, jedoch werden häufig individuelle physiologische Prozesse nicht in Betracht gezogen.