Dr. Maike Gutmann, Referatsleiterin Fachmedien und Sektionen bei Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)

Dr. Maike Gutmann, Referatsleiterin Fachmedien und Sektionen bei Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)

Mit welchen drei Worten würden Sie sich beschreiben?

Kommunikativ, belastbar, pragmatisch.

Wie gestaltet sich Ihr beruflicher Werdegang? Welches waren und sind wichtige Stationen in Ihrem Leben?

Ich habe an der Uni Bonn Oecotrophologie (Dipl. oec. troph.) studiert und im Anschluss beim Berufseinstiegsjahr bei Yakult Deutschland in der Wissenschaftsabteilung ersten Kontakt zur Wissenschaftskommunikation gehabt. Nach diesem Jahr wurde mir allerdings klar, dass ich meine Zukunft nicht in der Wirtschaft sehe. Zum anderen hatte ich das Gefühl, noch nicht richtig „fertig“ zu sein mit meiner wissenschaftlichen Laufbahn und beruflichen Findung.

 

Konsequenterweise bin ich dann mehrere Monate auf Reisen gegangen und danach war es sehr offensichtlich, dass ich promovieren möchte! Und so habe ich mich auf die Suche nach einer passenden Stelle gemacht. Allerdings musste ich zeitgleich für meinen Lebensunterhalt aufkommen. Glücklicherweise bot sich die Möglichkeit beim ehemaligen aid (heute BZfE) die Elternzeitvertretung einer Wissenschaftsredakteurin zu übernehmen. Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, denn Kommunikation und Wissenschaft ist eine tolle Kombination! Ein Nebeneffekt: Ich habe den öffentlichen Dienst kennengelernt und konnte mir von da an gut vorstellen, den weiteren beruflichen Weg dort zu beschreiten.

 

Und dennoch drängte sich der Wunsch nach einer Promotion immer wieder in den Vordergrund. Beim damaligen Forschungsinstitut für Kinderernährung bewarb ich mich daher um eine Promotionsstelle und habe diese erfreulicherweise bekommen. In der Folge bin ich unter der Woche nach Dortmund gezogen und habe in zwei Studien an einer Gelsenkirchener Schule untersucht, ob das Mittagessen bzw. ein Mittagessenverzicht Einflüsse auf bestimmte kognitive Fähigkeiten bei 5. und 6. Klässler*innen im Nachmittagsunterricht hat. Die Zeit und Arbeit am FKE haben mich sehr gefordert und war gleichzeitig ein toller Lebensabschnitt. Ich habe viel Neues gelernt – sowohl fachlich als auch persönlich.

 

Die Phase der Promotion ist meiner Erfahrung nach eine Prüfung, wie ausdauernd man ist und wie man mit Rückschlägen umgeht, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass eine Karriere in der Wissenschaft ein harter Weg mit vielen Unsicherheiten ist und es nur begrenzte Stellen für Professuren gibt. Ich habe dann für mich auch festgestellt, dass ich nach der Promotion nicht in der Forschung bleiben möchte.

 

Noch im dritten Jahr der Promotion bin ich mit meinem ersten Kind schwanger geworden und habe die Doktorarbeit vier Monate nach der Geburt abgegeben und in der Elternzeit verteidigt. Das war wirklich herausfordernd durch den Schlafentzug usw., aber es hat glücklicherweise funktioniert! Im Anschluss bin ich auf Jobsuche gegangen und habe eine Projektstelle für sechs Monate bei der DGE erhalten. Von dort habe ich mich intern auf weitere Stellen beworben und 1,5 Jahre später war ich Leiterin des Referats Fachmedien.

 

 

Diese Stelle hätte ich mir als Uniabgängerin nicht erträumen lassen, aber sie verbindet alle Aspekte und Tätigkeiten, die mir bei der Arbeit wichtig sind: Abwechslung, Teamwork, Wissenschaftskommunikation von wichtigen und spannenden Themen! Mittlerweile habe ich mein zweites Kind bekommen und bin nach einem guten halben Jahr aus der Elternzeit wieder zurück.

 

Ich freue mich sehr, dass ich bei einer Arbeitgeberin wie der DGE angestellt bin, die mit der Herausforderung, Kinderkriegen, Familie und Job äußert flexibel umgeht. Denn leider nehme ich noch viel zu häufig bei anderen Eltern wahr, dass es zwar auf dem Papier kein Problem ist, Kinder, Job und Familie zu vereinbaren. Aber dann werden hochqualifizierte Frauen (und auch Männer) nach der Rückkehr aus der Elternzeit oder bei Teilzeittätigkeit mit weniger anspruchsvollen Aufgaben betreut oder können keinen Führungsjob (mehr) ausüben. Ich sehe hier auch im Jahr 2022 gesellschaftlich noch viel Handlungsbedarf!

Wussten Sie schon immer, dass Sie das machen wollten, was sie heute machen?

Nein. Wie man an meinem Werdegang sieht habe ich einiges ausprobiert. Dennoch war ich immer im Bereich Wissenschaft und Kommunikation „unterwegs“, so dass man annehmen könnte, dass Strategie oder ein Ziel dahintersteckt. Tatsächlich habe ich aber immer auf mein Bauchgefühl gehört und von einer Station zur nächsten gedacht.

Was mögen/schätzen Sie in Ihrem Beruf am meisten?

Die Teamarbeit und die abwechslungsreichen Aufgaben. Ich habe das große Glück als junge Führungskraft mit einem tollen, motivierten Team zu arbeiten. Wir stellen uns neuen Herausforderungen, aber verbessern auch bestehende Projekte und gucken dabei immer wieder über den Tellerrand. Und neben der Führungsarbeit macht mir die Redaktion für DGEwissen, unserem Magazin für Multiplikatoren, aber auch die strategische Arbeit für das Referat und für uns als wissenschaftliche Fachgesellschaft besonderen Spaß.

Was würden Sie Studierenden Ihres Fachbereiches gerne als Tipp mit auf den Weg geben?

Ich würde immer empfehlen, Praktika zu machen und sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren. Auch wir bei der DGE bieten die Möglichkeit zum Praktikum in mehreren Referaten an, z. B. bei mir im Referat Fachmedien. Selbst, wenn ein Praktikum nicht in der Studienordnung vorgesehen ist, kann man ein Urlaubssemester einlegen und währenddessen in ein Berufsfeld reinschnuppern. Auch ein Berufseinstieg als Trainee etc. hilft bei der Orientierung.

 

Und: Schon während des Studiums Netzwerke aufbauen. Die Ernährungswelt ist (nicht nur in Bonn) klein und es lohnt sich schon früh mit dem Netzwerken anzufangen. Das kann ein Studierenden-Job sein oder eben auch die schon genannten Praktika. Auch bei uns waren schon einige Mitarbeiter*innen vorher als engagierte Praktikant*innen und konnten so von ihrem Know-how rund um die DGE bei der Bewerbung profitieren.

 

Wer in der Kommunikation/PR bzw. redaktionell für Print oder SoMe arbeiten möchte, sollte sich parallel zum ernährungswissenschaftlichen Studium Fachwissen aneignen und damit bei Bewerbungen punkten. Es gibt viele Jobs für Studierende, bei denen es die Gelegenheit gibt, hier Praxis-Erfahrungen zu sammeln.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ist eine unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaft. Sie beschäftigt sich mit allen auf dem Gebiet der Ernährung auftretenden Fragen und stellt Forschungsbedarf fest. Auf Grundlage von Forschungsergebnissen erarbeitet sie die für Deutschland gültigen und wissenschaftlich fundierten Ernährungsempfehlungen und Aussagen. Die DGE ist ein eingetragener Verein und verfolgt unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Über 4.000 Mitglieder, darunter auch zahlreiche Studierende, machen die DGE zu einer starken Fachgesellschaft.

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Verfasser*in: Dr. Maike Gutmann

Dr. Maike Gutmann ist Referatsleiterin Fachmedien und Sektionen bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE).